Warum wir sammeln

7. Februar 2019

Aus drei Gründen:

Zum einen aus dem in 7.600 Generationen erworbenen Urinstinkt heraus, dass Menschen Vorräte für schlechte Zeiten anlegen, also dem Bedürfnis nach materieller Sicherheit. Da ein Gefühl von völliger Sicherheit durch materielle Dinge aber nicht zu erreichen ist, sondern im Gegenteil Reichtum auch Verlust- und Abstiegsängste erzeugt, gibt es für den Materialismus keine natürliche Obergrenze. Wer sein inneres Eichhörnchen nicht bremst, wird stets weiter sammeln und zusammentragen.

Selbstvergewisserung

Zum zweiten sammeln Menschen Dinge als Manifestation der eigenen Persönlichkeit, sei es zur Kommunikation anderen gegenüber, zur Abgrenzung wie auch zur Selbstvergewisserung. Genau aus diesem Grund werden Konsumgüter heutzutage mit identitätsstiftenden Eigenschaften versehen. Wer Club Mate trinkt, arbeitet in einer Berliner Werbeagentur … das Getränk selbst kommt aus einer der vermeintlich uncoolsten Gegenden Deutschlands, von der Brauerei Loscher in Münchsteinach (Westmittelfranken). So kann es gehen.

Der Handlungsspielraum

Der dritte Grund ist die Erweiterung des eigenen Handlungsspielraums. Das Auto vor der Tür – auch wenn es nur herumsteht – ermöglicht jederzeit Mobilität. Anstatt sich einem Bohrmaschine für die statistischen 12 Minuten Einsatzzeit pro Jahr mit seinen Nachbarn zu teilen, besitzen laut statista rund 50 Millionen Deutsche eine „Heimwerkermaschine“. Das ist zwar nicht gerade ressourcenschonend, aber bequem und macht ein kleines bisschen unabhängiger. Vor allem aber spart es die Zeit, mit dem anstrengenden Nachbarn zu verhandeln oder zum Baumarkt zu fahren.

Wunderschuhe und Thermomix

Die Zeitersparnis treibt aber auch Blüten. Ein bekannter Effekt ist das „Gear Akquisition Syndrome“, der Konsum als Ersatzbefriedigung für fehlende Freizeit. Menschen kaufen sich Sportgeräte und Musikinstrumente, teure Kameras und Werkzeuge. Der Kauf des Equipments ersetzt dabei jedoch oft die Nutzung. Das vermeintlich bessere Equipment substituiert die fehlende Übungszeit. Anstatt Gitarre zu spielen, kauft man einen neuen Verstärker; anstatt häufiger zu laufen, bestellt man sich die neuen Wunderschuhe; anstatt öfters zu kochen, muss ein Thermomix her. Was der Konsument aber bei der Anschaffung von Dingen nicht einpreist, sind Zeit und Kosten für Wartung, Aufbewahrung und – ja –Entsorgung des ganzen Krams. Wer öfters umzieht wird wissen, was ich meine.

Was ist wesentlich? Was ist wichtig? Und wie werde ich das Unwesentliche los? Diese Fragen beantwortet Mark Kaller in seinem Vortrag zum Thema Containment. Anfragen und weitere Informationen unter containment@kaller.de