Anytime, Anywhere

20. Dezember 2016

Es gibt nur eine Ausflucht vor der Arbeit:
andere für sich arbeiten lassen.

(Immanuel Kant)

 

Die Arbeitswelt 2030 wird vermutlich durch eine neue Definition der Flexibilität geprägt: mobil und multilokal.1 Für Arbeitnehmer bedeutet das mehr Dienstreisen, mehr pendeln, mehr Home Office, aber auch längere Arbeitswege und die Möglichkeit des Arbeitsgebers, immer und überall auf seine Angestellten zugreifen zu können.

In der Studie „Zukunft der Arbeitswelt 2030“ der Technischen Universität Darmstadt wird auf eine zu erwartende Zweiteilung der Gesellschaft verwiesen:2 Die Studie prognostiziert, dass erfolgreiche Selbstmanager eine Minderheit bilden, wohingegen die Majorität der Erwerbstätigen durch Zeit- und Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt mit wirtschaftlichen und psychischen Schwierigkeiten, wie z.B. Depressionen, zu kämpfen haben.

Um ein rechtes Maß an Flexibilität des Beschäftigungsverhältnisses zu finden und folglich die steigenden Erkrankungen von „Workaholismus“ zu senken, sollten Unternehmen die Wichtigkeit eines betrieblichen Health-Care-Managements erkennen. Ein Ansatz ist dabei, die ständige Erreichbarkeit der Mitarbeiter bewusst einzuschränken.

Eine Spezialistin im Bereich „Pension Management“, Adelheid Lanz, befürwortet eine verbesserte Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben der Arbeitnehmer.3 Außerdem empfiehlt Sie den Unternehmen schon jetzt mit dem Ausbau der Modelle zur Einbindung der Mitarbeiter im rentennahen Alter zu beginnen. Übergangsregelungen wie Alterteilzeit lassen sich für den KnowHow-Transfer nutzen.

Durch den fortschreitenden Wandel unserer Industrie- zu einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft, gekennzeichnet z.B. durch zunehmend unvorhersehbare Wirtschaftsprozesse oder häufige Arbeitsplatzwechsel,4 wird die Arbeitswelt durch das Prinzip „anytime, anywhere“ bestimmt.

Die zunehmende Automatisierung bedroht Arbeitsplätze für Geringqualifizierte. Der technologische Wandel sorgt dafür, das Arbeitnehmer sich ständig neuen Berufsanforderungen anpassen müssen. Die Notwendigkeit für „lebenslanges Lernen“ sorgt demzufolge in den Unternehmen für einen Ausbau der Fort und Weiterbildungskapazitäten. Bildung ist somit einer der am stärksten wachsenden Branchen.

Um das Potential neuer, energischer Arbeitsmärkte zu nutzen und deren Risiken zu minimieren, ist es möglich, dass das Modell Zeitarbeit zur bevorzugten Beschäftigungsform wird. Die TZZ GmbH vertritt diese These und nennt als Vorteile der Zeitarbeit individuelles Lernen, typenabhängige und flexible Lernmodelle sowie das Interesse von Betrieben an strukturierten Tätigkeitswechseln. Als einem Ausblick für die Zukunft setzen sie beispielsweise die Ziele der Integration betrieblicher Lernzeiten oder der Entwicklung betriebsnaher Weiterbildungsmodelle.6

1 Vgl. Süddeutsche Zeitung: Einmal an der Uhr gedreht
2 Vgl. idw-Informationsdienst Wissenschaft: Studie „Zukunft der Arbeitswelt 2030“: Herausforderungen für Unternehmen und Mitarbeiter
3 Vgl. ebase: Herausforderung Mitarbeitergewinnung: Flexibel die Zukunft gestalten!
4 Vgl. bibb: Kompetenzentwicklung durch Zeitarbeit?
5 Vgl. Süddeutsche Zeitung: Arbeit wird anstrengender
6 Vgl. bibb: Kompetenzentwicklung durch Zeitarbeit?

Von Selina Baumgart