Die Welt wird zum Bildschirm – Wie Datenbrillen unseren Blick auf die Welt verändern werden

21. Juli 2016

Im Moment reden alle über den Erfolg von Pokémon Go. Dieser lässt sich recht einfach mit den superbeliebten Nintendofiguren erklären. Das Vorläuferspiel Ingress ist dagegen eher ein Grund für Super-Nerds das Haus zu verlassen und eher eine Weiterentwicklung des Geocachings. Aber Pokémon Go, ist mehr als nur ein Spiel für Mobilgeräte, es ist der erste Schritt einer Revolution. Einer Design-Revolution.

Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) wird unsere Vorstellung von Design auf den Kopf stellen. Inzwischen relativ bekannt ist ja die Virtual-Reality-Brille Oculus Rift. VR-Brillen lassen einen in eine komplette 360°-Umgebung eintauchen. VR ist daher die Zukunft der Computerspiele, der Filmbranche und irgendwann sogar der Computerarbeitsplätze. Playstation VR heißt das Produkt von Sony. Es gibt bereits jetzt eine App, die es ermöglicht, die normalen Fenster von Windows 10 in einer virtuellen Umgebung anzuzeigen.

Noch spannender wird es aber, wenn man sich Inhalte in das normale Blickfeld einblenden kann. Möglich ist das mit sogenannten AR-Brillen. Dann wird man zum Pokémon Go-Spielen nicht mehr auf Handy blicken müssen. Man hat immer ein Navigationssystem auf der Nase. Man braucht keine Tastatur mehr, auf jede glatte Oberfläche lassen sich Schalter einblenden. Die Brille könnte einem das Gegenüber identifizieren – welch ein Segen für alle Leute mit schlechtem Personengedächtnis. Weiter gedacht: werden Singles dann mit einem Dateability-Score versehen?

Zum Glück habe ich ein Brillengesicht.

Die Internetriesen haben sich alle schon in Stellung gebracht. Google Glass kam einfach 5 Jahre zu früh. HoloLens heißt die Datenbrille von Microsoft. Zeiss arbeitet an smart glasses, die auch wie Brillen aussehen. Apple hat sich mit dem Kauf der Münchener Softwareschmiede Metaio auch schon eine Reihe Patente sichern können. Gerüchteweise hat Apple ein – wie immer recht geheimnisumwittertes – Entwicklerteam für AR-Anwendungen und Hardware aufgebaut. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann Apple mit seinem AR-Headset den Standard setzen wird.

OK, alle Techies wissen das alles schon. Für uns als Designer stellen sich aber Fragen: in welche Farbe muss ein Schalter leuchten, damit er auf dem Küchenschrank wie auf dem Schreibtisch gut zu erkennen ist? Wird die vorherrschende Farbe von Möbeln und Oberflächen nun praktisches Grau? AR wird auch die Mode beeinflussen: Wer sich den Brillen verweigern will, trägt Desigual-Muster oder Dazzle-Camo. Und was ist eigentlich ein gutes Symbol für Dateability?

Allerdings befürchte ich, dass die ganze „Augmented“ Welt dann vor allem mit virtuellen Knuddelfiguren bevölkert sein wird. Das Pokémon wird zur dominierenden Spezies auf dem Planeten Erde. Das nennt man dann Evolution.